Teil II des großen Interviews mit Johannes „LIGHTJP“ Lehner. Dabei dreht sich alles um die Entwicklung des Filmemachers, aber auch seine Tätigkeit bei der deutschen Größe BIG kommt nicht zu kurz.
Wie kam es überhaupt dazu, dass du ins Filmteam von BIG aufgenommen wurdest?
Da kann ich direkt an die erste Frage anschließen. Nach einem halben Jahr in Graz hab ich ja bei den ersten “alpenScene Pro Series Playoffs” gefilmt und letzten Sommer ein zweiteiliges Aftermovie released. Ich bat kakafu damals, die Videos auf Reddit zu submitten, wenn sie ihm gefallen. Er ist im internationalen CS der bekannteste Österreich und generiert bestimmt mehr Aufmerksamkeit als ich. Hat dann auch geklappt und wir haben glaub ich sogar mit beiden Videos Frontpage erreicht! (lacht)
Ein paar Wochen darauf hatte ich einen Call mit kakafu, Lenz und Philian, und sie haben mich gefragt, ob ich mit BIG zu StarSeries S6 nach Kiev, quasi als Test-Event, mitfahren möchte. Das war für mich natürlich die eine Chance mich für eine große Organisation zu beweisen und ich war natürlich mehr als hyped, da mitzufahren. Nach einem sensationellen Group Stage Comeback, inklusive OT Decider Match win gegen Mouz, hatte ich sehr gutes Videomaterial und konnte daraufhin meine erste LIVINGBIG Episode editieren.
Zum Glück waren Fans, Management und Spieler von dem Video begeistert. Dadurch konnte ich dann seit Anfang 2019 mit dem CS Team zum ELEAGUE Invitational nach Atlanta, IEM Katowice und letztens StarSeries S7 Shanghai und der Pro League Group Stage in Leicester reisen und jeweils dazu LIVINGBIG Episoden filmen und editieren. Ich glaube meine bisher beste Arbeit ist das Lan-Debut von XANTARES in Atlanta! (lacht)
Als Neuer in eine eingeschworene Gruppe dazu zu stoßen ist in manchen Fällen auch schwierig. Wie wurdest du von BIG aufgenommen bzw. War es schwer sich das Vertrauen der Spieler zu erarbeiten?
Das dachte ich auf jeden Fall vor meinem ersten Event auch, aber das ging relativ schnell. Damals in Kiev war es halt schon sehr eindrucksvoll auf einmal mit Legenden wie gob b unterwegs zu sein und auch andere Persönlichkeiten tagtäglich zu treffen. Aber im Endeffekt zählt ja doch das zwischenmenschliche im Alltag am Meisten und da war das ganze eigentlich sehr schnell sehr entspannt.
Wenn du dich zurück erinnerst, inwiefern hat das Reisen und besuchen von Turnieren deine Arbeit selbst geändert?
Inzwischen habe ich eine gewisse innere Ruhe entwickelt, da ich genau weiß, wann die wichtigen Momente passieren. Bei meinem ersten Event hab ich viel zu viel gefilmt! (lacht)
Heute bin ich da routinierter aber fühle nach wie vor eine positive Aufregung vor jedem Event!
Vorbereitung ist in den meisten Fällen selten ein schlechtes Ritual. Doch wie viel ist tatsächlich geplant und wie viel deiner Aufnahmen entstehen improvisiert, also im Moment?
Ich fühle mich gerade in Situationen, in denen wenig bis gar nichts geplant ist, am wohlsten und plane daher beim Filmen selbst sehr wenig. Ich will nur den ganzen Ablauf wissen um immer dabei zu sein. Besonders wichtig sind für mich Taktikbesprechungen vor dem Match, der Weg vom Hotel zur Location und auf die Bühne, und am allerwichtigsten die Momente direkt nach dem Match.
Ich bin aber ein sehr großer Fan von Subtext und versuche so viel es geht über visuelle Storytelling Techniken zu lernen, um die dann spontan beim Filmen und dann geplant in der Post-Produktion einsetzen zu können. Also welcher Winkel wirkt wie auf die Psyche der Zuseher, wie kann ich meinem Shot Tiefe verleihen, wie kann ich die vorhandenen Lichtquellen spontan nutzen um einen möglichst cinematischen Shot einzufangen? In der Postproduktion mach ich mir dann schon sehr viel Gedanken um den Spannungsbogen, also wann zeige ich witzige Backstage Szenen, wann soll es eher spannend werden und wo ist der Höhepunkt des Videos?
Wie mittlerweile üblich, die letzten Worte gehören ganz dir!
Also erstmal danke dir für das Interview, und generell dein Engagement in der heimischen Esports Szene!
Ich möchte auch allen Menschen danken, die mir in meiner bisherigen Reise im Esports Bereich beigestanden sind und mir Chancen gegeben haben, um mich zu beweisen. Ich bin jetzt in einer Position wo ich wirklich alle meine persönlichen und professionellen Stärken nutzen kann, um Esports Geschichte auf Video festzuhalten. Dafür bin ich ewig dankbar. Natürlich auch danke an alle BIG Fans und Leute die meine Videos schauen und kommentieren, ich freue mich wirklich immer sehr über die motivierenden Kommentare.
Da vor kurzem die Esports Awards 2019 Nominierungen starteten, nahm ich mir ein bisschen Zeit um mein erstes eigenes ersten Reel zu erstellen:
Wenn euch meine Arbeit gefällt, würde ich mich sehr über eure Nominierung als E-Sports Videographer of the Year freuen. Mein Traum ist es, die Top 6 zu erreichen und das Finale in London mitzuerleben.
https://www.esportsawards.com/nominate/
Ich freue mich auch immer, mit anderen Esports Leuten und kreativen Köpfen auf Twitter zu connecten.