Marko „Deathscythe“ Fritz wurde im vergangenen Jahr als Funktionär in den ESVÖ gewählt. Der Niederösterreicher kann auf eine reichliche Erfahrung im eSport zurückblicken. Mit Austrian Force gelang es ihm diverse Events in Österreich auf die Beine zu stellen. Jetzt lautet seine Aufgabe die österreichische eSports-Community neu aufzustellen. Wir unterhielten sich mit ihm über seine Aufgaben, warum es CS:GO so schwer in Österreich hat, und über die Zukunft.
Lieber Marko, jetzt gehst du in dein zweites Kalenderjahr als ESVÖ Verantwortlicher. Wie verlief bis jetzt deine Reise beim Verband?
Wie ich schon in vorherigen Interviews gesagt habe, wurde ich sehr gut aufgenommen und das Arbeitsklima intern im Verband ist sehr gut. Ich habe mich natürlich auch erst einarbeiten müssen, da ich schon viele Ideen/Vorstellungen mitbrachte, aber sich im Laufe der Zeit Erkenntnisse ergaben, dass zuerst gewisse Strukturen da sein müssen, um diese Ideen und Vorstellungen gemeinsam mit der Community umzusetzen. Es haben sich auch einige neue Projekte aufgetan, über die ich noch nichts verraten darf, aber man darf gespannt sein. Fad wird mir sicher nicht.
Wenn man sich in der Community umhört, wird einem oftmals erzählt, dass der ESVÖ in einem Wachkoma gelegen ist. Es sei viel verabsäumt worden in der jüngeren Vergangenheit, hört man oftmals. Wie siehst du das persönlich? Hat der ESVÖ genug getan in den letzten Jahren, um den eSport in Österreich zu fördern?
Dazu muss man weiter zurückgehen, um die ganze Geschichte zu verstehen. Der Grund warum der ESVÖ in einem „Wachkoma“ gelegen ist, lässt sich ganz einfach erklären, dass in den letzten Jahren der Verband von nur sehr wenigen Leuten gemanaged worden ist und diese Leute so viel wie möglich für den e-Sport gemacht haben (Game City, Schulungen, Aufklärungsarbeit, nationale Ligen, Schiedsrichterausbildungen, …) wie es ihr Leben neben Familie und Job zugelassen hat. Man darf nicht vergessen, dass fast alle ehrenamtlich im ESVÖ tätig sind. Der Wegfall vieler früherer Funktionäre und Helfer konnte nicht kompensiert werden und somit wurde das Ganze eher Wien zentralisierter. Ein Verband lebt nun mal von seinen Mitgliedern und ich habe lange gebraucht zu verstehen, dass auch Engagement von der Community kommen muss, was dann zu dem Treffen im Dezember 2017 geführt hat (Treffen von Big Playern in der e-Sport Community Österreichs und dem ESVÖ). Den Rest der Geschichte kennen wir ja alle, dass jetzt Community und Verband gemeinsam den e-Sport in Österreich strukturieren und stärken wollen. Mir ist bewusst, dass es früher Kommunikationsschwierigkeiten gab, aber für mich persönlich geht der Blick nur mehr nach vorne und nicht mehr nach hinten.
Warum tut sich der ESVÖ mit FPS Spielen wie CS:GO so schwer? In den 00-Jahren schien es kein Problem zu geben, da veranstaltete man in Kooperation mit der ESL die EPS Alpen.
Der Verband tut sich mit FPS Spielen nicht schwer, sondern das liegt eher an dem jetzigen Image und der gesetzlichen Regelung, die diese Spiele haben. Der Verband steht hinter FPS Spielen, da diese ja ein Teil vom e-Sport sind. Wir haben 9 verschiedene Jugendschutzgesetze und zum Teil spezifische Veranstaltungsrechtsgesetze (hier zum Nachlesen: http://www.bupp.at/de/jugendschutz), die es unmöglich machen Events/Turniere von FPS Spielen überall gleich aufzuziehen. Ein gutes Beispiel ist CS:GO, dass USK 16 und PEGI 18 ist. Somit finden in diesem Fall von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche gesetzliche Regelungen Anwendung, die es zu beachten gilt. Ein anderes Beispiel ist, dass es zum Beispiel in Wien verboten ist Szenen realistischer Gewalt öffentlich zu zeigen, außer es ist ein abgesperrter und kontrollierter Bereich wo nur Leute ab 18 Zutritt haben. Der Grund dafür ist, dass e-Sport gesetzlich in Österreich nicht klar definiert ist. Daher ist es auch keine Kunst wie zum Beispiel ein Krimi, wo eventuell Mordszenen gespielt von Schauspielern gezeigt werden können. Das andere Problem, wie schon oben angesprochen ist das Image in der Öffentlichkeit und der ESVÖ widmet sich verstärkt dem Thema FPS Spielen, um eine Akzeptanz in der Gesellschaft zu schaffen. In Österreich setzt man dank Gesprächen, die schon während der Killerspiel-Debatte mit der Politik geführt wurden, glücklicherweise nach wie vor auf Aufklärung, nicht auf Verbot. Ich werde jetzt auch verstärkt mit FPS Veranstaltern wie alpenScene zusammenarbeiten, damit wir gemeinsam diese Akzeptanz schaffen.
Du bist beim ESVÖ tätig und gleichzeitig bei AF, kann das manchmal zu einem Konflikt führen?
Ja ich bin bei Austrian Force e-Sports noch tätig, aber habe meine Vorstandsposition offiziell zurückgelegt und bin nur mehr Vereinsmitglied und Admin im e-Sport Bereich, wo ich hauptsächlich eine beratende Rolle innehabe und meine Erfahrung an die neuen Admins von morgen weitergebe. Konflikte hat es bis jetzt gar keine gegeben und ich denke das wird auch so bleiben, da jeder weiß wie unabhängig und fair ich agiere.
Was sind in der nahen Zukunft unmittelbare Ziele mit AF und dem ESVÖ?
Meine Ziele mit AF sind die e-Sport Strukturen zu verbessern und natürlich meinen Pflichten als Vereinsmitglied nachzukommen. Beim ESVÖ möchte ich gerne neben dem Erreichen von gesellschaftlicher und politischer Akzeptanz und Aufklärung des e-Sports auch eine gute vernetzte Arbeitsgruppe aufbauen (Community & Funktionäre), die mit mir gemeinsam die Projekte umsetzt.
Zum Abschluss, was war bis dato dein schönster Moment in deiner eSport-Karriere.
Zu sehen, dass die Leute jetzt alle zusammenwachsen und gemeinsam für den e-Sport in Österreich arbeiten.
Bildquelle: esports.at