Die Ein-Jahres Feier von private eSports steht noch aus, doch kann die junge Organisation auf eine äußerst erfolgreiche Vergangenheit zurückblicken. Wir haben uns mit Christian Österreicher getroffen, um auf das Jahr 2018 zurückzublicken. Dabei rückt auch die Partnerschaft mit dem A1 Hub in den Mittelpunkt des Fragens.
Wenn du auf das Jahr 2018 zurückblickst, wie zufrieden kannst du mit den ersten Monaten von Private Esports sein?
Zufrieden. Das Hauptaugenmerk liegt aber natürlich auf den Dingen, die kommen. Private hat einen guten Start hingelegt – wir sind im österreichischen Markt mittlerweile auf Augenhöhe mit den bisherigen Platzhirschen und das in der kurzen Zeit zu schaffen, ist stark. Es gibt aber noch viel Potenzial nach oben – das gilt für uns wie für die gesamte österreichische Esports Szene – und hier sind wir schon aktiv dabei, die nächsten Schritte zu machen
Der Dezember startete für euch mit einem großen Coup. Denn das neu geschaffene A1 Hub wird unter der Schirmherrschaft von Private Esports stehen. Wie intensiv war die Bewerbung und letztendlich die erfolgreiche Bewerbung? Gab es mehrere Bewerber?
„Der große Coup“ – klingt fast nach Hollywoodfilm. A1 hat sehr große Ambitionen im Esport und hat sich zum Ziel gesetzt, eine nachhaltige Infrastruktur aufzubauen um den Esport in Österreich zu fördern. Die HUBs sind dazu da, um für Spieler (erfahren und unerfahren) eine Anlaufstelle zu bieten, sich zu verbessern und zu professionalisieren. Aber ich möchte nicht zu viel vorweg nehmen – A1 hat hier noch viel vor – die Eröffnung des zweiten HUBs steht ja bereits vor der Türe.
In unserem Fall waren wir aufgrund gemeinsamer Ziele und proaktiver Ansprache sehr schnell als Wiener Org im Gespräch. Um etwas auszuholen, geht es bei den HUBs nicht „nur“ um competitive Gaming:
Bei uns wird – ganz im Zeichen unseres Credos „Never. Waste. Talent.“ – der Fokus auch künftig sehr stark auf Talentförderung liegen. Junge Spieler brauchen eine Anlaufstelle und ein Ziel. Wenn du in Wien Fußball spielst, möchtest du entweder zu Rapid oder zu Austria. Dort stehen die Strukturen, dort werden junge Spieler gefördert, gefordert und wenn du gut genug bist, sind das die Vereine, die dich im Fußball groß machen können. Das ist in meinem Kopf das Ziel für Private Esports. Und das ist ein Gedanke den auch A1 teilt. Weg von „competitive Erfahrung mit 3000 Spielstunden only“ – hin zu „ich bin ganz gut aber weiß noch nicht was ich machen muss um besser zu werden“. Um den jungen Spielern die Plattform zu bieten, sich zu verbessern, braucht es einerseits Erfahrung und Knowledge (Private) und andererseits Infrastruktur und Ressourcen (A1). Unsere Agentur LMNTe hat die beiden Needs identifiziert und zusammengeführt.
Euren Spielern steht demnach 24 Stunden und 7 Tage die Woche das Hub offen, um zu trainieren oder ihre Wettbewerbsspiele abzuhalten?
Genau, aber das ist nur ein Teil. Es wird natürlich viel mehr kommen (alles will ich noch nicht verraten) aber wir decken mit dem HUB nicht nur die competitive Side ab. Einer der wichtigsten Punkte wird für uns bspw. Streaming und die Entwicklung von Content Creators im Gaming Bereich sein. In diesem Bereich scheitert es sehr häufig an „mein Computer ist nicht gut genug“, „ich kann mir kein Mikrofon leisten“, „wie streame ich überhaupt“, „meine Internet Leitung ist nicht gut genug“ etc.
Hier bieten wir unseren Spielern und Streamern sowohl Knowledge / Erfahrung als auch die Infrastruktur um ihr Game auf das nächste Level zu heben. Ab Jänner wird gestartet (ein paar Kleinigkeiten fehlen im HUB noch) also stay tuned.
Was darf man als Spieler von den A1 Hubs erwarten?
Top of the line Alienware Equipment, die beste Internetleitung des Landes, professionelles Streaming Setup und ganz viel Community. Für uns (und die Wiener Szene) wird es auch ein Ort in dem wir junge Leute an das Thema Esports heranführen. Viele junge Spieler sehen Pro Gamer / Streamer und unterschätzen, was die Leute eigentlich geleistet haben um dorthin zu kommen. Das geht von Knowledge, über Commitment, über Zeit bis hin zum richtigen Netzwerk und Kontakten – heutzutage stolpert man nicht mehr zu einem fnatic oder mousesports Contract, das sind Jahre harter Arbeit um dorthin zu kommen. Wir wollen daher auch eine Anlaufstelle für lokale Talente werden, die sich für das Thema interessieren und sich verbessern / professionalisieren wollen.
Aber eine genaue Vorstellung des HUBs (für alle die bei der Eröffnung nicht da waren) kommt demnächst. Dann geben wir euch einen Einblick hinter die Kulissen!
Neben deiner Tätigkeit bei Private Esports arbeitest du auch in einem Marketing Unternehmen. Deswegen ist deine Meinung besonders interessant. Wird das nächste Jahr 2019 ebenfalls so erfolgreich wie 2018?
Die Antwort ist ein klassisches „Ja, aber“.
Es kommt drauf an, was man als Erfolg definiert. Es gibt vieles aufzuholen aber auch viele gute und richtige Ansätze. Das Boot bewegt sich allgemein in die richtige Richtung aber im Moment noch sehr langsam. Angst, Unwissenheit, fehlende Reichweiten und gesellschaftliche Akzeptanz stehen für die immer vorsichtigen heimischen Marketing-Entscheider noch im Weg. Die größten Beschleuniger werden die ersten 2-3 big sponsorship deals sein, um die Szene zu professionalisieren. Und da bin ich (in weiser Voraussicht) guter Dinge, dass dies 2019 der Fall sein wird.
Was müsste sich in deinen Augen noch verbessern, damit der elektronische Sport noch weiter wächst in Österreich?
Das alleine ist ein Thema das mehrere Seiten füllen könnte. Da muss man einerseits an der Szene ansetzen und wir uns selbst bei der Nase nehmen – andererseits gibt es natürlich viel Aufklärungsarbeit bei Unternehmen und CMOs zu leisten, denen das Thema teilweise noch komplett fremd ist.
Ein ganz wichtiger Punkt, bei dem wir uns als „Szene“ in den Spiegel schauen müssen, ist das Mindset. Ich arbeite seit vielen Jahren im Sport und mit Sportlern (das geht von Formel 1 bis zu Olympia Teilnehmern) und erfolgreiche Sportler macht der absolute Erfolgshunger aus. Wenn du etwas willst, das Millionen andere Leute auch wollen – dann musst du 1000% committed sein. Und im österreichischen Esports fehlt es auf Spielerseite sehr häufig an Engagement und Ernsthaftigkeit. Das hat natürlich auch mit den Orgs zu tun und den bis dato fehlenden Möglichkeiten aber deswegen sage ich bewusst „wir“, jeder muss seinen Beitrag leisten um die Szene voranzubringen.
Auf Unternehmensseite scheitert es häufig an Unwissenheit. Ich sitze in Meetings mit mid-40s Marketingchefs und CEOs, die mich fragen „Was ist Esports eigentlich“. Und wer jetzt ungläubig den Kopf schüttelt ist „part of the problem“. Für uns ist das Thema derart selbstverständlich, dass wir sehr häufig vergessen, das Esports immer noch eine Nische ist. Ganz besonders in Österreich. Hier müssen wir Unternehmen stärker einbinden, aufklären und einladen mitzuwirken. Infoveranstaltungen wie der Esports Summit sind hier der absolut richtige Weg.
Unterm Strich ist Gaming und vor allem Esports eine Interessensbubble, die du nicht kennst, wenn du damit keine Berührungspunkte hast. Beispielsweise verstehe ich den hate gegen Spiele wie Minecraft oder Fortnite nicht. Insbesondere bei letzterem haben Ninja und Drake bei einem casual Stream 2018 mehr Leute auf den Esports aufmerksam gemacht als alles was die Jahre davor passiert ist.
Abschließend darf man Österreich auch nicht überschätzen. Wir hätten alle gerne Millionenbudgets aber die derzeitige Szene ist schlicht noch zu klein. Es fehlt noch viel an Arbeit, Commitment und Struktur. Aber, kommt Zeit kommt Rat. Wie gesagt, der de facto fehlende Schritt sind die 2-3 big player die mit größeren sponsorship deals in den Markt einsteigen, um ihn zu entwickeln – und das ist immer realistischer (siehe A1, willhaben und Co).
Hat sich möglicherweise eine Esportsblase auch in Österreich entwickelt? Oder ist das reine Polemik?
Nein, das denke ich nicht. Ganz im Gegenteil, der heimische Esport hat gerade mal die Babyschüchen an und lernt das stolpern. Vom Gehen und Laufen sind wir noch weit entfernt. Ich bin absolut überzeugt, dass wir am Anfang stehen.
Die Gerüchte reißen nicht ab, dass euer erfolgreiches CS:GO-Team bald die Organisation Private eSports verlässt. Möchtest du dich dazu äußern?
Immer diese Gerüchte… Veränderungen wird es im Sport immer geben und so ist das auch in unserem CS:GO Bereich. Einige davon sind bereits bekannt (mit shiptas Rücktritt und Mitsaras‘ Wunsch nach Chris und nino). Man weiß also bereits, dass Private 2019 viele neue Gesichter haben wird. Für die genauen News müsst ihr euch nicht mehr lange gedulden.
Zum Abschluss: Zum Abschluss, business as usual, die letzten Worte gehören ausschließlich dir.
Ich möchte an diesem Punkt all den unsung Heroes danken, die seit Jahren sehr hart und mit viel persönlichem Commitment daran arbeiten, dass die heimische Szene nach vorne kommt. Da fallen mir sofort Leute wie Alex Amon, Thomas Schned, Stefan Baloh, du (Flo & alpenScene) und noch viele mehr ein. Die Szene braucht Leute wie die hier aufgeführten, um nach vorne zu kommen. Man muss säen bevor man erntet und das ist der undankbarste Job überhaupt. Daher nicht selbstverständlich, dass so viele Leute auf freiwilliger Basis so viel ihrer Zeit opfern um hier eine ganze Szene aufzubauen.
Das gilt auch Leuten, die auf Unternehmensseite kämpfen, um dem Esports eine Chance zu geben – wie Irina Kuntze, Andreas Berlinger und Peter Schafflechner von A1, die hier ein mega Projekt ins Leben gerufen haben, von dem die heimische Szene unglaublich stark profitieren wird. Auch unserer Agentur LMNTe und meinen Partnern Enrico Jacono, Axel Ferro und Jörg Schirlbauer, die sehr viel in Private Esports und das Projekt investiert haben.
Und last but not least allen Leuten bei Private, den bekannten Gesichtern wie Dimi „Mitsaras“ Filoxenidis, der mir 2018 ein super LineUp aufgestellt hat (auch mal ein shoutout an alle Spieler songminho, Mongol, nokz, rKy, xTreMe, shipta), den Dota & Rocket League boys sowie all den Spielern und Streamern, die wir in den nächsten Tagen und Wochen announcen werden. Wir freuen uns auf 2019.