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Neues aus der Welt des E-Sports

^Shipta:“… und werden gleich in die „Nerd-Schublade“ gesteckt“

Akashpreet „^Shipta“ Wedech gab direkt nach der Relegationniederlage gegen AYB ESPORTS seinen Rücktritt vom aktiven Lineup bei Private eSports bekannt. In seinem Tweetlonger Text erklärte er kurz, dass es ihm unmöglich ist, Ausbildung und eSport auf hohem Niveau zu vereinen. Deswegen baten wir den jungen Wiener zum vorerst letzten Interview als aktiven Spieler.

Dein Rückzug kam am Samstag für den einen oder anderen doch sehr überraschend. Vor allem wenn man bedenkt, dass es mit deinem Team Private eSports sehr gute Ergebnisse erziehlt hast. Die Intensivität deiner Ausbildung gabst du als Grund an. Ist eSport und Ausbildung so schwer vereinbar?

Es kommt immer auf die Ausbildung an. In der HTL konnte ich ganz einfach meine 50-60 Stunden in der Woche spielen, aber bei einem Vollzeit Studium auf einer FH ist es nicht mehr so einfach. Neben der 30 stündigen Anwesenheitspflicht in der FH muss man auch noch zu Hause einiges nachholen und nachlernen. Dazu kommen noch die vier bis fünf Spieltage die man hat und da bleibt absolut keine Zeit mehr für etwas anders. Besonders wenn man in vielen Ligen spielt hat man sehr viele Officials an die man den ganzen Tag denkt. Um auf diesem Niveau erfolgreich zu sein muss man nicht nur CS spielen sondern auch CS leben. Aufstehen an CS denken, zur Schule/Uni fahren an CS denken, während der Pause an CS denken und das gleiche dann am Heimweg. Man muss versuchen sich ständig zu verbessern, ständig neue Ideen in das Team einzubringen und auch an die Gegner denken gegen die man spielen muss. Was haben die Gegner das letzte Mal gemacht als wir gegen sie gespielt haben? Welche Maps werden wir heute spielen und sind mir irgendwelche Lücken beim Demo oder VOD anschauen aufgefallen?
Es gibt sicherlich Spieler die nicht die gleiche Mentalität haben und sich einfach „Auf gut Glück“ in das Spiel stürzen, aber ich habe am Tag mehr Zeit mit CS verbracht als mit meiner Ausbildung und auf Dauer könnte ich diesen „Lifestyle“ nicht mehr so erhalten.

Beispielsweise ein Fußballer der in der Regionalliga/Landesliga sein Glück sucht, schafft es durchaus neben seinem Studium auch eben seiner Leidenschaft nachzugehen. Neben den offensichtlichen Dingen, dass der eSport Begeisterte von seinem PC aus in seinem Zimmer auf höchstem Level spielen kann, was sind noch Gründe, warum es eben leichter ist den konventionellen Sport besser mit einem Studium verbinden zu können?

Wie schon bei der letzten Frage erwähnt haben eSportler eindeutig mehr Spieltage als ein „Amateur“ Fußballer. Durch die ganzen Spieltage haben die Spieler auch einen immensen Druck jeden Tag ihre Top Performance abliefern zu müssen, da sie ansonsten schnell ihren Platz verlieren können. Theoretisch braucht man nur einen PC, inklusive Equipment, und eine Internetverbindung um in der „Bundesliga“ des eSports mitspielen zu können. Es gibt einige junge und hungrige Spieler welche sich innerhalb kürzester Zeit auf ein sehr hohes Niveau hochspielen, was beim Fußball nicht so einfach geht. Im Fußball fangen die Spieler schon in einem sehr jungen Alter an und arbeiten sich langsam hoch Richtung Bundesliga und genauso wie im eSports schaffen es dann nur die wenigsten.

In der Gesellschaft ist der traditionelle Sport wie Fußball auch um einiges besser angesehen als das Spielen am Computer. Falls jemand neben seiner Arbeit/Ausbildung noch in einer Sportart auf einem hohen Niveau spielt wird er fast als „Supermensch“ angesehen und die Leute fragen sich wie er das überhaupt schaffen kann. Im Gegenzug dazu werden eSportler komisch angeschaut wenn sie sagen, dass sie neben der Arbeit/Ausbildung noch in der „Bundesliga“ des eSports mitspielen und werden gleich in die „Nerd-Schublade“ gesteckt. In den höchsten deutschen Ligen gehen mittlerweile immer mehr Teams Richtung Fulltime und haben daher auch viel weniger Stress was die Arbeit/Ausbildung angeht. Dies vereinfacht die Sache nicht, sondern man muss als Spieler sogar noch mehr Zeit reinstecken um mit diesen Teams mithalten zu können.

Was wirst du jetzt mit deiner neu gewonnenen Freizeit anfangen? Hast du neben Gaming und eSport noch andere Hobbys, die jetzt mehr Aufmerksamkeit bekommen werden?

Mit meiner neu gewonnen Freizeit werde ich erstmals einige Sachen in der FH nachholen und mehr Zeit in meine anderen Hobbys und Tätigkeiten investieren. Ich finde es sehr wichtig in Not geratenen Menschen zu helfen, wenn es die eigene Situation zulässt, und daher bin ich als ehrenamtlicher Dolmetscher für die Sprachen Punjabi, Hindi und Urdu in einigen NGO Organisationen im Bereich Asyl und Fremdenwesen tätig und werde nun auch mehr Termine wahrnehmen können.

Ganz verloren gehst du der CS:GO Community in Österreich nicht, da du dich weiter als Ersatzmann zur Verfügung stellen wirst.Musste man dich erst überzeugen, dass du dich auf die Ersatzbank setzten wirst?

Dass ich nach meinem Rückzug sechster Mann werde war meinen Teammates bereits von Anfang an klar. Sie wussten schon einige Wochen vor unserem letzten Spiel bescheid, dass ich nun aufhören werde, aber sie dennoch unterstützen werde. Ganz mit CS:GO aufhören kann ich gar nicht und werde weiterhin meine Deathmatch Sessions zum Entspannen einlegen und sehr viel Matchmaking spielen. Ich werde die Jungs unter anderem in allen möglichen Sachen unterstützen. Sei es als Coach, falls sie keinen finden, oder einfach nur als mentale Unterstützung für die jungen Spieler im Team. Sie haben großes vor und ich hoffe ein Teil davon zu werden.

Dadurch dass du auch schon einige Jahre in der Szene bist, inwiefern hat sich die CS:GO oder gar die eSport-Landschaft in Österreich verändert?

Ich kann mich noch ganz genau an meine erste Lan Österreich erinnern. @lantis 2015, damals die „größte“ Lan für CS:GO in Österreich. Mittlerweile gibt es schon Turniere von Redbull, ESF und alpenScene, die für österreichische Verhältnisse, ein sehr großes Preisgeld bieten. Neben den Turnieren gibt es nun auch einige AT-Teams die wenigstens in der dritten und vereinzelt auch in der 2ten Liga in Deutschland mitspielen können. Als ich angefangen habe gab es nur APH mit den üblichen Gesichtern wie kakafu, vladir0x, Schabi unsw. Nun kommen auch junge Spieler in diese „gute“ AT-Teams und beweisen sich auch in der deutschen Szene. Spieler wie Ninoo oder ReacTioNNN spielen erfolgreich in deutschen Teams nachdem sie sich erfolgreich in Österreich bewiesen haben. Ich habe auch 2 Seasons mit deutschen Teams hinter mir und war teils erfolgreicher als mit AT Teams.

Ich bin mir sicher, dass sich in den nächsten Seasons ein sehr starkes AT Team in der EPS und Div1 etablieren wird, nachdem so viele Spieler bereits die Chance hatten sich den deutschen Spielstil anzueignen.

Was hat sich denn geändert in Österreich? Die Einstellung der Spieler? Oder hat es einfach an Infrastruktur gefehlt?

Geändert haben sich die Spieleranzahl und die neuen Möglichkeiten für junge Spieler wie Faceit, ESEA oder 99Damage. Spieler können auf sich aufmerksam machen indem sie gut in diesen Ligen spielen und damit beweisen, dass sie auch mit anderen guten Spielern mithalten können. ReacTioNNN und Ninoo waren #1 und #2 in der Faceit AT Rangliste und haben dann in den TG´s bewiesen, dass sie mehr als nur dumme Pugger waren, sondern auch Spieler die das Potenzial haben ganz oben mitzuspielen. Durch die ganzen Preisgelderhöhungen und Verträge bei Organisationen stecken Spieler auch mehr Zeit rein um schnell besser zu werden.

Ein beständiges Thema ist und bleibt das Thema Cheaten. Du bist selbst sehr versiert im IT Bereich, das Programmieren ist dir nicht fremd. Ist es denn so einfach einen Cheat für CS:GO zu programmieren?

Sicherlich kann man hier und paar Sachen C&P und sich einen Cheat erstellen, aber in einer Liga wie in der EPS wird man damit nicht weitkommen. Selbst das erfolgreiche Cheaten in MM wird immer schwerer, da es öfters zu Banwaves kommt und damit viele Cheatprovider erwischt werden. Um einen erfolgreichen Cheat, welcher auf in ESEA oder Faceit funktioniert, muss man sich sehr gut in dieser Materie auskennen. Diese Cheats sind so gut wie alle „private“ und ohne Kontaktpersonen und sehr viel Geld kommt man da auch nicht so leicht hinein. Richtig viel nachgelesen habe ich zu diesem Thema nicht, aber eins kann ich sagen. Das Anti-Cheat Team bei Anbietern wie ESEA und Faceit hat derzeit sicherlich sehr gute Leute im Team, da sie ansonsten nicht in der Lage wären sogar die „private“ Cheats zu detecten. Sicherlich wird es Cheats geben die man nicht so leicht oder sogar gar nicht detecten kann, aber dann wird man diese Personen auch nicht im MM, Faceit, oder anderen Anbietern antreffen wo es kein Geld zu gewinnen gibt.

ESEA hat es sogar geschafft einige Hardware Cheats zu detecten, obwohl das bisher als die sicherste Methode angesehen wurde.

Das heißt, gleichzeitig auch, dass sich die Leute von dem Gedanken verabschieden sollten, dass es diese Horde an Cheater gar nicht gibt in CS:GO.

Vor zwei Jahren war es besonders schlimm. Da wurde mit den Bezeichnungen „Cheater“ oder „Hacker“ wild herumgeworfen, sei es in der Proscene oder auch beim Puggen in MM oder Faceit. Ich selbst spiele sehr viel MM und kann mich noch an die Zeit zurück erinnern wo das Team mit dem besten Cheater gewonnen hat. Heutzutage sehe ich gar keine Cheater im MM oder Faceit mehr. Falls die Spieler doch cheaten sollten, dann ist es so schlecht, dass ich es nicht merke.

Warum gibt es so ein tiefes Misstrauen in der Community?

Das ist leider bei den meisten Ego-Shootern so. Sobald ein Spieler besser als man selbst ist denken viele Spieler gleich, dass ihr Gegenüber am cheaten ist. Dazu kommt noch die hohe Verfügbarkeit dieser Cheats, die aber im besten Fall nur im MM funktionieren. Viele Spieler unterschätzen diese Anticheats und denken, dass diese Public Cheats auch in allen Ligen funktionieren.

Was sind deine Ziele für das anstehende Jahr 2019? Kann es passieren dass man ^Shipta nochmals als Spieler in einem österreichischen Team sehen wird?

Ich will mich erstmals auf das Studium und das private Leben konzentrieren und glaube nicht, dass ich wieder so viel Zeit haben werde um nochmals CS:GO in einem Team spielen zu können. Vielleicht sieht man mich hin und wieder als Standin und auf der einen oder anderen AT Lan, aber als Spieler werde ich wahrscheinlich nicht mehr zurückkommen.

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