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Neues aus der Welt des E-Sports

Tai Kahar:“der Mensch und die Menschlichkeit sind immer das Wichtigste“

Timucin Jens „Tai Kahar“ Karatas begleitete das „Pro Series“  Finale mit seiner Stimme. Seinen ersten Vornamen teilt er sich mit dem berühmten Feldherr Dschingis Khan. Glücklicherweise entschied sich Tai Kahar gegen eine aktive Rolle beim Militär und ist neben seiner Kommentator-Rolle in der IT-Branche unterwegs.

Wie kam es denn dazu, dass du in die Welt von Counter-Strike eingetaucht bist? Aus einem Zufall heraus oder doch schon immer Lust darauf gehabt?

Lang lang ist es her. Zu Counter-Strike kam ich über Freunde zu Beta 6.5 Zeiten. Wir waren auf einer privaten LAN mit 8 Mann und einer kam mit Counter-Strike an. Ein ganzes Wochenende lang wurde gesuchtet. Aus dem Wochenende wurde dann eine jahrelange Liebe mit all Ihren Sonnen- und Schattenseiten. Mit CS kam dann auch irgendwann der eSport dazu, den ich online eher Casual betrieb und meine Stärke eher auf LANs ausspielen konnte, wo dann ein paar Pokale und Medallien bei rausgesprungen sind. Ich war angefixt vom eSport und wahrscheinlich einfach ein wenig zu früh dran, um ihn in seiner vollen Pracht damals zu genießen.

War es für dich dann nur logisch, auch Spiele zu casten und zu kommentieren?

Von Logik würde ich da nicht sprechen. „Damals“ war für mich WC3 mit WaaghTV und „Internetradio“ mein erster richtiger Kontakt mit Gamemoderation. Ich erinnere mich an der Stelle gerne an „3…2…1…sync“. Alles steckte noch in den Kinderschuhen und Twitch war noch sehr viele Jahre entfernt. Orc1sh, später Khaldor und Knochen faszinierten mich. Live Events wie Intel Friday Night Game zeigten mir dann auch, was alles möglich ist. Und irgendwann hat es mich gepackt, auf einer LAN Party die ich mitorganisierte. Mikro geschnappt und die halbe Halle beschallt mit Gameplay auf einem Beamer. Es war und ist bis heute mein Hobby und je älter ich wurde, desto weniger nahm das zocken Raum in Anspruch und es wurde Platz für das Casten.

Was unterscheidet einen E-Sport-Kommentator sonst noch von herkömmlichen Sport-Kommentatoren?

Viele Unterschiede gibt es da nicht. Als Kommentator braucht man einen großen Wortschatz, Improvisationskünste, eine schnelle Auffassungsgabe und Hintergrundwissen bzw. Recherchefähigkeiten. Abgerundet mit Leidenschaft, Witz, Zuverlässigkeit und Neutralität.

Die großen Unterschiede liegen in der Technik, den Erwartungen des Publikums und dem Support hinter den Kulissen. Auf diese Punkte möchte ich kurz eingehen.

  • Viele Casts erfolgen heutzutage noch immer von zuhause aus und entsprechend muss man sich als Caster auch mit der Technik auskennen oder zumindest verstehen, wie man mit den Tools umgehen kann und welche Möglichkeiten man hat. Noch besser ist es, wenn man selbst Bild-/Videobearbeitung und Coding drauf hat, das erleichtert einem das Leben ungemein.
  • Anders wie bei traditionellen Sportübertragungen, erwartet das Publikum auch etwas vollkommen Anderes im eSport. Sie wollen Leidenschaft erleben, den Caster auch mal Jubeln hören. Trockene Analyse ist zwar auch gewünscht, rückt aber etwas in den Hintergrund.
  • Genau auf das Thema wurde ich auch beim Red Bull pLANet One CS:GO Finale aufmerksam. Die erste Map wurde von yuicccy! und mir eher analytisch gecastet und in der Pause wurde uns gesagt, dass wir mehr Action machen sollen. Das haben wir dann auch sehr gut umgesetzt und mir persönlich liegt dies einfach .Ich bezeichne mich auch selbst als Action-Caster.
  • Das Finale hat mir auch noch einiges mehr gezeigt. Womit wir auch zum letzten Punkt kommen.Austrian Force hat ein Bomben-Setup dort bereitgestellt und ein spitzen Team, dass im Hintergrund so viele Dinge tut, die man zuhause nur teilweise nachbilden kann. Es war für mich ungewohnt, nicht selbst das Bild für die Zuschauer zu steuern, sondern dies geliefert zu bekommen. Es war gleichzeitig aber richtig schön, sich komplett auf den Cast konzentrieren zu können. Das stellt für mich auch die Zukunft dar. Teams aus Spezialisten, die zusammenarbeiten, um dem Zuschauer das beste Entertainment abzuliefern. In Bild, Ton und Moderation. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Austrian Force.


Während im konventionellen Sport oftmals die Kommentatoren eine Journalisten Ausbildung genossen haben, finden sich im E-Sport oftmals ehemalige Spieler wieder. Wie siehst du das selbst? Was wiegt für dich wichtiger auf? Auf hohem Niveau gespielt zu haben oder sein Fach zu verstehen?

Für mich ist es ein vollkommen anderer Punkt. Egal ob man auf hohem Niveau gespielt hat oder vom Fach ist. Man braucht immer das Interesse und die Leidenschaft für das jeweilige Thema. Ohne das findet man nicht die Motivation Tag ein Tag aus sich mit diesem Thema zu beschäftigen und den Zuschauern Entertainment zu liefern.

Der Mix aus Deutsch und Englisch dem sogenannten Denglisch wirkt oftmals ungeschickt. Anstelle dass man sagt „Ein Spieler ist selbstbewusst“ wird das deutsche Verb einfach gegen das englische „confident“ ausgetauscht. Ist das zwingend Notwendig?

Die Diskussion ist schon so alt wie die Sprache selbst. Sprache lebt und entwickelt sich. Neue Begriffe tauchen auf und andere Sprachen werden integriert. Englisch hat den Vorteil, dass es sich als Sprache schon sehr „früh“ mit vielen Kulturen und anderen Sprachen auseinandersetzen musste. Es hat sich angepasst. Wurde vereinfacht über die Jahrhunderte. Und deshalb wird es auch so gerne mit dem deutschen Sprachgebrauch vermischt.

Um es auf den Punkt zu bringen: Spielt es wirklich eine so große Rolle? Meiner Meinung nach nicht. Viel wichtiger ist, dass die Zuschauer dich verstehen und es zu dem jeweiligen Spiel passt, auch wenn sie dafür neue Vokabeln in Ihren Wortschatz aufnehmen müssen. Man sollte es nur nicht übertreiben und so nah wie möglich an der benutzten Sprache bleiben, sonst kann man auch gleich auf Englisch casten… was übrigens auch ein englisches Wort ist und im deutschen wie englischen Sprachgebrauch auch vollkommen andere Bedeutungen haben kann.

Kleine Anekdote: Ich wurde mal gefragt, für was ich denn ein Casting mache. Gemeint war ein klassisches Casting wie bei Fernsehshows oder Modellagenturen.

Neben den offensichtlichen Gründen, dass Spiele oftmals in der englischen Sprache gespielt werden oder dass deutsche Wörter seltener Gebraucht werden in diesem Zusammenhang. Was ist deine Lösung für das Problem, sofern es überhaupt ein Problem ist?

Wie schon zuvor erwähnt, stellt das für mich per se kein Problem dar. Und ehrlich gesagt mache ich mir darüber wenig Gedanken, wenn es um meine Person geht. Ich benutze selbst englische und deutsche Begriffe, so wie es mir eben gerade in den Kopf kommt. Für mich sind englische Worte einfach Synonyme. Statt selbstbewusst kann man selbstsicher, stolz, von sich überzeugt oder eben confident benutzen. Am besten mischt man da ab und an durch, damit es nicht langweilig oder gar eintönig wird. Da spielt eben der erwähnte große Wortschatz eine Rolle.

Abschließend, was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?

Mein beiden Lieblingssprüche/-zitate.

„Ex nihilo nihil fit.“ (Latein)
Deutsch: „Aus Nichts wird nichts.“ Oder aber auch „Von Nichts kommt Nichts.“
So banal das klingt, steckt so viel mehr dahinter. Denn im Umkehrschluss bedeutet es, dass man etwas tun muss, um auch etwas zu erschaffen. Nichts beginnt einfach so und Nichts wird sich verändern, wenn man Nichts dafür tut.

„Stay hungry, stay foolish“ – Steve Jobs
Deutsch: „Bleibt hungrig, bleibt tollkühn“
Berühmt berüchtigt, aber er hat halt einfach recht. Für mich bedeutet es, dass man immer wieder aufs Neue seinen eigenen Hunger wecken muss und auch verwegenen Ideen eine Chance geben soll. Eines habe ich mit meinen 35 Jahren und als Teamleiter/Moderator gelernt und möchte ich jedem mitgeben, der sich bis hierhin die Zeit genommen hat. Steh zu dem was du sagst, sei professionell, setze um was du sagst, übernimm dich nicht und kümmere dich um deine Mitmenschen. Egal welche Aufgaben in Zukunft auf dich warten, der Mensch und die Menschlichkeit sind immer das Wichtigste und tragen entscheidend zum Erfolg oder Misserfolg eines Projektes bei.

Twitter @TaiKahar
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