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Don_Boskau: „hatte die Caster-Laufbahn kein bisschen auf dem Schirm“

Robert „Don_Boskau“ Lennecke wird dem ständigen „Pro Series“ Zuseher wohl kein Fremder mehr sein. Regelmäßig castet er die Spiele in der alpenScene Premiership. Vor einigen Tagen traf sich alpenScene mit dem Caster der auch bei der schweizer Organisation Berzerk tätig ist, zu einem Interview.

Hi, besten Dank, dass du Zeit gefunden hast uns einige Fragen zu beantworten. Könntest du dich unseren Lesern kurz vorstellen, sofern sie dich noch nicht kennen.
Erstmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Gespräch.
Ich heiße Robert Lennecke, im Zusammenhang mit CounterStrike bin ich wohl besser bekannt als don_boskau. Im Moment lebe ich in Hamburg, habe Politikwissenschaften studiert und arbeite nun hauptberuflich als Lektor in der Medienanalyse. Ansonsten würde ich mich in die Kategorie „Durchschnittstyp“ einordnen. Ich gehe gern zum ein oder anderen Fußballspiel ins Stadion, als Sport fahre ich gern Rennrad und ich verdaddel auch gern mal ein paar Stunden am PC mit FIFA oder CS.

Wie kam es denn dazu, dass du in die Welt von Counter Strike eingetaucht bist ? Aus einem Zufall heraus oder doch schon immer Lust darauf gehabt?
Ich habe erst 2013 meinen Weg zu CS:GO gefunden. Davor ein wenig LAN-Party-Gedaddel in 1.6, aber nichts Ernsthaftes. Mein damaliger Mitbewohner – Grüße gehen raus an Kenix – hat mich nahezu genötigt, dass ich mir endlich CS:GO kaufe und wir zusammen spielen können. Dann war ich auch relativ schnell angefixt und zwei Jahre später haben wir uns dann zu unserer ersten 99DMG-Saison anmeldet.

War es für dich dann nur logisch auch Spiele zu casten und zu kommentieren?
Ganz und gar nicht. Ich wollte eigentlich immer nur selber spielen und hatte die Caster-Laufbahn kein bisschen auf dem Schirm.
Zum Casten bin ich zufällig gekommen: Kurz vor einer neuen Saison hat sich mein Team aufgrund von Zankereien aufgelöst und es war zu knapp, um noch in einem anderen Team unterzukommen. Deshalb habe ich mir gedacht, „dann kannst du auch befreundete Teams casten“. Zufällig war dieses befreundete Team in einer Division mit dem myRisk e.V. und die haben dann einen Cast von mir gesehen und wollten, dass ich öfter mit ihnen zusammenarbeite.
Bei denen habe ich dann irgendwann myRisk vs Mysticz gecastet, wo damals noch „moses“ als Teammanager gearbeitet hat. Er hat mich dann quasi als Casterkontakt mit zu den WiseWizards gebracht und auf einmal ist man Caster im deutschen Probereich.

Was unterscheidet einen eSport-Kommentator sonst noch von herkömmlichen Sport-Kommentatoren?
Ich habe leider nie wirklich in klassischen Sportarten als Kommentator gearbeitet, aber wenn ich deutsche CS-Caster mit ihren Pendants aus dem Fußball vergleiche, würde ich sagen die Professionalisierung und die Konkurrenzsituation. Fußballkommentatoren sind in den allermeisten Fällen ausgebildete Sportjournalisten oder eben ehemalige Topprofis wohingegen viele deutsche CS-Caster einfach Daddler sind, die zu viel Zeit haben und im Optimalfall ein wenig Charisma und eine angenehme Stimme mitbringen. Die angesprochene Konkurrenzsituation ist Fluch und Segen zugleich: Zum einen ist es immens schwer sich als Caster durchzusetzen, da im Moment ein Überangebot an Castern im Amateurbereich herrscht. Zum anderen ist es schön, dass immer wieder junge Talente die Möglichkeit haben auf die ESEA Homepage zu gehen, sich GOTV IPs zu holen und einfach drauflos zu casten.

Don_Boskau in Aktion
Don_Boskau in Aktion

Während im konventionellen Sport oftmals die Kommentatoren eine Journalisten Ausbildung genossen haben, finden sich im Esport oftmals ehemalige Spieler wieder. Wie siehst du das selbst? Was wiegt für dich wichtiger auf? Auf hohem Niveau gespielt zu haben oder sein Fach zu verstehen?
Da bin ich anderer Meinung. Mir fehlt unter den deutschsprachigen Castern bisher das Pendant zu Mehmet Scholl, Stefan Kretschmar oder Niki Lauda – die Expertise. Wie bereits gesagt, häufig haben deutsche Caster keine Erfahrung im absoluten Topbereich. Und ich meine nicht Rank A+, Global Elite oder Gold-Liga, sondern LAN-Erfahrung und Teilnahmen an namhaften Events.
Ich glaube, dass ehemalige Pro-Spieler Situationen ganz anders wahrnehmen. Rotationen, Granateneinsatz oder auch das Gefühlsleben der Spieler auf dem Server. Das sind alles Dinge, zu denen Spieler, denen dieses Umfeld bekannt ist, einen viel besseren Zugang haben. Deshalb würde ich mir wünschen, dass wir in Zukunft häufiger Leute wie Zonixx neben den Castern sehen. Das würde der Glaubwürdigkeit und Professionalisierung der Caster guttun und den Zuschauern mehr Tiefgang bieten.

Hohn und Spott über jene die Geld verdienen wollen. So ergeht es oftmals Caster die für ihre Leistung einen Gegenwert in Form von Geld verlangen. Wie ist dabei deine Sicht der Dinge?
Da sind wir wohl bei der „5€-pro-Cast“-Debatte angekommen. Kurzum: Ich finde es in Ordnung für seine Leistung Geld zu verlangen. Esport in 2017 hat nichts mehr mit Turnhallen-Romantik zu tun, sondern ist ein Business. Warum sollten deutsche Caster da nicht ein Stück vom Kuchen abbekommen? Es kann ja nicht der einzige Weg sein, sich bei 99Damage als Juniorcaster zu bewerben und darauf zu hoffen, dass ein, zwei Personen einen gut finden, um dann endlich Geld verdienen zu dürfen. Wenn Caster wie der_Metzger oder reich_lich ihr Glück selbst in die Hand nehmen, haben sie dafür meinen Respekt. Für mich persönlich kommt es im Moment nicht in Frage nach Geld zu verlangen. Dazu fehlt mir die nötige Professionalität und ich suche mir die Leute mit denen ich zusammenarbeite gern nach Sympathie aus. Geld ist für mich sekundär. Ich habe einen Job und bin auf das Geld nicht angewiesen. Ein Hobby eben!

Das führt uns gleich automatisch zur nächsten Frage: Große Teile des Esports sind von der Freiwilligkeit abhängig. Wird sich dies deiner Meinung nach in naher Zukunft bald ändern, oder bleibt der Esport weiterhin als Hobby „verschrien“?
Ich denke schon. Wir sehen heute schon, dass bei großen Events enorme Summen verschoben werden. Es ist meiner Meinung nach nur eine Frage der Zeit bis auch Tier 2 und Tier 3 Teams und deren Umfeld für finanzstarke Investoren interessant werden. Natürlich sind da auch die Organisationen, Spieler, Caster – die Community eben – gefragt. Wenn man sich professionalisieren möchte und dazu Geldgeber braucht, kann man nicht nur herumsitzen und warten. Man muss die eigene Organisation durch cleveres Marketing sexy für Investoren machen. Aber auch das ist ein Lernprozess, der einsetzen wird und ich bin überzeugt, dass wir in mittelfristiger Zukunft mehr Geld in unteren Spielklassen sehen werden.

Kürzlich gab es einen Cheatbann in der alpenScene Premiership, damit wurde auch zwangsläufig eine leidige Diskussion wieder gestartet. Eine Diskussion die fast schon genau so alt ist wie das Spiel selbst ist.
Das ist sicherlich ein delikates Thema. Ob man nun einen Lifetime-Bann auspricht oder Spieler nach einiger Zeit wieder rehabilitiert werden ist fast schon eine Religionsfrage. Da gibt es nicht richtig oder falsch. Hier sollten sich die Veranstalter von Ligen und Events von Beginn an auf eine klare Linie einigen und sie dann konsequent durchziehen. Z.B. finde ich es gut, dass ihr bei der Alpenscene eure Linie durchgezogen habt und das ganze Team aus der Premiership ausgeschlossen habt. Es ist sicherlich ärgerlich, wenn eine ganze Organisation für das Fehlverhalten eines Individuums bestraft wird, aber viel wichtiger ist, dass es von Veranstalterseite klare Vorschriften gibt und diese unter allen Umständen umgesetzt werden. Dann bleiben Diskussionen auch aus, da jede Organisation und jeder Spieler die Konsequenzen seines/ ihres Handelns kennt.

DonboinACT2
Hast du manchmal den Eindruck, dass an Anti-Cheat Programmen immer mehr gezweifelt wird. Wie siehst du die Problematik persönlich? Wie betrachtest du selbst die Problematik?

Gezweifelt wird immer. Manchmal auch zurecht. Häufig versuchen unterdurchschnittliche Spieler allerdings ihre mangelhaften Skills mit dem Cheat-Argument zu entschuldigen. Wenn hinter all den Cheatvorwürfen, die auf den Servern getätigt werden, wirklich ein Cheat stecken würde, dann bräuchte man das Spiel nicht mehr anmachen. Dann hätte jede Lobby zwei oder mehr Cheater. Ich persönlich mache mich nicht heiß, wenn ich selber spiele.
Im Competetive-Bereich bin ich allerdings ein großer Freund von härteren AC-Maßnahmen. Hardware vom Veranstalter ohne Zugang für die Spieler, Handyverbot und zukünftig sogar Eyetracking – warum nicht? Es geht in den Topligen um soviel Geld und in manchen Situationen auch um Anschlussverträge. Da muss man ein maximal gerechtes Umfeld schaffen. Von Onlineligen brauchen wir nicht anfangen. Dort gibt es und wird es immer Cheater und Betrüger geben. Das ist von keiner Person und keinem Programm zu verhindern. Wer cheaten will, kann mit dem richtigen Aufwand cheaten. Fertig!

VALVe wird gerne für ihre „Patch Faulheit“ kritisiert. Während in DotA 2 nach großen Events auch Veränderungen veröffentlicht werden, scheint in CS:GO nachdem Major abermals nichts zu passieren? Bekommt CS:GO genügend Aufmerksamkeit von VALVe ?
Ich denke, VALVe schenkt CS:GO sehr viel Aufmerksamkeit und hört zugleich auch auf die Community. Was man VALVe vorwerfen muss ist, dass ihre Unternehmenskommunikation absoluter Schund ist. Es gibt einfach solange kein Feedback bis dann das Update kommt und die Leute sehen, woran die letzten Monate gearbeitet wurde. Andererseits erhalten dadurch unzählige Foren und Subreddits ihre Daseinsberechtigung. Wie langweilig wäre CS:GO ohne die Spekulationen über das nächste große Update? Alles in Ordnung von meiner Seite. Ich störe mich nicht wirklich an der Arbeit von VALVe, sondern bin über weite Strecken im Reinen mit den Jungs und Mädels in Washington.

Was würdest Du an CS:GO ändern wenn Du die Möglichkeit hättest?
Bisher waren es immer die Pistolen, die mir sauer aufgestoßen sind. Vor circa einem Jahr hatte man für kurze Zeit die Pistolen genervt und es nach ein, zwei Wochen wieder ad acta gelegt. Jetzt nehmen sie sich jede Pistole einzeln vor. Sehr gut!
Ansonsten finde ich den WarOwl-Vorschlag eines Team-Matchmakings interessant. 5er-Lobby gegen 5er-Lobby. Ich persönlich finde es toll, dass VALVe sich in ihrem neusten Update mit dem Matchmaking befasst haben und das Spielerlebnis für die breite Masse verbessert wird.
Darüber hinaus hätte ich gern wieder die MP5 im Spiel. Die kenne ich noch von LAN-Parties auf Dachböden. Das hätte Charme.
Von so Vorschlägen, wie neuen Skins, Ingame-Teamtrikots oder Casterstickern halte ich wenig. Das sind sicherlich tolle Wege der Monetarisierung, aber nichts was mich persönlich interessiert oder mein Spielerlebnis elementar verbessern würde.

Abschließend, was möchtest du unseren Lesern noch mit auf den Weg geben?
Das ist wohl die Sektion, in der man seinen Sponsoren und seinen Großeltern dankt. Ich möchte so was Ähnliches tun und mich bei meinen größten Förderern bedanken: Ich würde mich gern bei Sebastian „SliceWoW“ Schulz vom myRisk e.V. und bei Finn Luca „moses“ Wettern von den WiseWizards bzw. Team Mysticz bedanken.
Dem myRisk-Team habe ich zu verdanken, dass ich überhaupt die ersten Schritte in den Casting-Bereich gewagt habe und sie haben mir letztendlich auch die Bühne geboten, um mit Mysticz sowie den WiseWizards den Sprung zu den Profis zu schaffen. Nach gut anderthalb Jahren im Geschäft habe ich nun die Gelegenheit mit der deutschsprachigen und internationalen CS-Elite zusammenzuarbeiten und Teams wie WiseWizrads, Berzerk, Virtus.Pro, Team Monarchs und viele mehr zu casten. Für diese Erfahrungen und Möglichkeiten möchte ich mich an dieser Stelle recht herzlich bedanken und hoffe, dass noch einige neue Erfahrungen, wie z.B. die Alpenscene in dieser Saison, hinzukommen werden.

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